Mo 5. Feb 2018, 09:03 von hannes
Hauptsache einen Punkt
Es war kein Eishockey-Leckerbissen, was man gestern im Eistempel am Kurpark geboten bekam. Es war zwar nicht Not gegen Elend, aber von einem guten Spiel war die Partie zwischen unserem EHC Timmendorfer Strand und dem ECC Preussen Berlin weit entfernt. Das man angesichts von elf Toren bei unserer 5:6 (3:3, 0:1, 2:1, 0:0, 0:1)-Niederlage nach Penaltyschießen zwar komisch finden, war aber wirklich so. Dafür war die Partie einfach zu zerfahren, schlichen sich auf beiden Seiten zu viele Fehler ein – harte Kost für die 295 zahlenden Gäste, wie beide Trainer befanden. Und für unseren EHCT muss man verbuchen, dass man nach einem schwachen Spiel zumindest einen Zähler mitnehmen darf.
Vielleicht ist es bezeichnend für den Verlauf der 65 Minuten, das schon die erste Aktion des Spiels irgendwas komisches hat. Cedric Montminy wollte sich mit einem Stockcheck revanchieren und zerbrach dabei den Schläger, hatte aber immerhin das Glück nicht sofort auf die Strafbank zu müssen. Montminys zweite Aktion war dann auch wertvoller, denn er brachte den EHCT nach feiner Einzelleistung mit 1:0 in Führung. Danach war es dann vorbei mit der Timmendorfer Herrlichkeit. Unsere Mannschaft ließ sich von der sehr körperbetonten Gangart der Preussen den Schneid abkaufen und wurde enorm passiv. Als Beispiel sei der Ausgleichstreffer angeführt, als erst ein Verteidiger ausrutscht und zwei weitere zuschauen, wie sich Marvin Tepper im Slot die Scheibe passend hinlegt und in den Winkel zimmert. Und auch 42 Sekunden später schauen alle zu, wie Felix Braun einen Abpraller in aller Seelenruhe unter Jan Dalgic durchschieben kann. Aber dem nicht genug: die Preussen dürfen in aller Ruhe die Scheibe im Kreis spielen, bis Daniel Volynec freistehend sogar das 3:1 markieren darf.
Immerhin: unsere Mannschaft zog sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf. Nachdem Max Wasser noch an Berlins Schlussmann Philipp Lücke gescheitert war, stand Kevin Kunz richtig und schaufelte die Scheibe zum 2:3-Anschluss in den Kasten. Nur zwei Minuten später explodierte die aufgeheizte Stimmung auf dem Eis dann. Daniel Lupzig nahm sich nach einem erneuten Crosscheck in den Rücken Julian van Lijden zur Brust. Den doch sehr heftigen Faustkampf gewann zwar der Niederländer in den Berliner Reihen, doch da er auch nach dem Trennsignal der Unparteiischen noch weiter auf „Lupo“ einschlug, wurde van Lijden vom nicht immer sicheren Schiedsrichter Fendt zum Duschen geschickt. Daraufhin wollte er die Prügelei in der Kühlbox fortsetzen, was die Linesmen aber zu verhindern wussten. Eishockey gespielt wurde dann auch noch mal und erneut war es Montminy, der nach einem Solo zum 3:3 ausgleichen konnte.
Das zweite Drittel kann man sich eigentlich schenken. Not gegen Elend wäre noch eine Untertreibung, was beide Mannschaften auf dem Eis boten. Stockfehler reihte sich an Stockfehler, Torgefährlichkeit war Mangelware und die Strafzeiten häuften sich ebenfalls. Einzig wirklich nennenswertes Ereignis war das Berliner 4:3 durch Justin Ludwig, der einen Schuss von Braun unhaltbar abfälschte.
Im letzten Drittel wurde es dann zumindest was die Tore anging besser. Lukas Gärtner zog von der blauen Linie ab und der Schuss prallte aus dem Tor raus. Die Schiedsrichter sahen die Scheibe allerdings am Pfosten, so dass die Partie weiter ging. Daniel Lupzig passte aber auf und staubte zum 4:4 ab. Doch im direkten Gegenzug war die Abwehr wieder in den Tiefschlag verfallen und zwei Preussen tauchten praktisch frei vor Dalgic auf. Ludwig sorgte für das 5:4. Nun ging das Anrennen los, doch zu viele Angriffe wurden plan- und kopflos vorgetragen. Erst als ein Berliner Spieler wieder in der Kühlbox Platz nehmen musste, passierte noch das Unerwartete. Erneut war es „Lupo“, der abstauben konnte und die Scheibe zum 5:5 über die Linie arbeitete. In den Schlussminuten hätte sogar noch der Siegtreffer fallen können, die beste Chance vergab dabei Wasser, der 23 Sekunden vor dem Ende an Lücke scheiterte. Immerhin konnte er den folgenden Faustkampf gegen Quirin Stocker klar für sich entscheiden.
In der Overtime waren es dann die Gäste, welche die besseren Chancen hatten. Doch dem Berliner Unvermögen und einem Jan Dalgic mit zwei fantastischen Paraden war es zu verdanken, dass Timmendorf weiter träumen durfte. So ging es dann ins Penaltyschießen, in dem Berlin seine Chancen nutzte. Sowohl Tepper wie auch Braun trafen, während Tim Dreschmann und Patrick Saggau ihre Schüsse nicht im Tor unterbrachten.
So nimmt Preussen Berlin den Zusatzpunkt verdient mit in die Hauptstadt und wir können das Spiel für unseren EHCT unter Punktgewinn verbuchen. Berlin Coach Björn Leonhardt war mit dem Ergebnis zufrieden, gab aber zu: „Wir hatten am Ende das nötige Quäntchen Glück.“ Unser Coach Steve Pepin fasste das Spiel nur kurz zusammen: „Offensive war okay, Defensive eine Katastrophe.“
Apropos kurz: die Zeit bis zum nächsten Aufeinandertreffen beider Teams ist es nämlich auch, denn am kommenden Freitag gastiert unser EHCT am Berliner Glockenturm.
EHC Timmendorf