Do 28. Sep 2017, 20:24 von hannes
Fast „überrumpelt“
Eishockey-Oberliga Nord: Black Dragons gewinnen vorgezogenes Auftaktspiel gegen starken ECC Preussen Berlin 4:3 und sind erster Spitzenreiter
Jemanden überraschend angreifen oder jemandem plötzlich ein Anliegen vorbringen, so dass er nicht mehr so handeln kann, wie er eigentlich wollte. So definiert sich der Begriff „überrumpeln“ in Nachschlagewerken. Nun ist es in der Eishockey-Branche nicht selten, dass ein Gegner überrumpelt wird.
Am Sonntag, zum Ligaauftakt, bekamen es die Black Dragons Erfurt mit einem Gegner zu tun, der über einen Stürmer verfügt, bei dem der Name Programm ist. Jakub Rumpel, 30, Slowake, seit dieser Saison in Diensten des ECC Preussen Berlin. Der Stürmer war ursächlich daran beteiligt, dass die Erfurter ein ums andere Mal in Kalamitäten kamen. Das ist im Prinzip das Kerngeschäft eines Stürmers, nur arbeiteten ihm die Hausherren selbst in den ersten beiden Dritteln kräftig mit zu.
Dass die TecArt Black Dragons, wie sie in dieser Saison offiziell heißen, trotzdem nach dem ersten vorgezogenen, mit 4:3 gewonnenen Saisonspiel gegen die Berliner von der Tabellenspitze der Eishockey-Oberliga Nord grüßen, ist allerdings dem Umstand zu verdanken, dass die Gäste das Toreschießen vergaßen. Denn die Preussen waren über weite Strecken der Begegnung das Team mit dem strukturierteren Spielaufbau und mit einer Vielzahl von Chancen, die aber nicht genutzt wurden. Erfurt merkte man an, dass es trotz starker Vorbereitung noch einige Probleme in der Abstimmung und dem Zusammenspiel gibt. Vieles versandete und man lud die Gäste immer wieder zu Kontern ein.
Dank eines gut aufgelegten Erfurter Torwarts stand es aber nicht schon nach drei Minuten 0:1. Erik Reukauf parierte einen Penalty von Josh Rabbani, den Carsten Gosdeck mit einem verplemperten Angriff bei eigener Überzahl im eigenen Drittel eingeleitet hatte und deswegen in der Not das Erfurter Tor verschoben wurde. Der Drachen-Goalie musste sofort wieder zweimal gegen Rumpel alle Register ziehen (6./8.), beim nächsten Versuch aber war es passiert: Felix Braun traf zur Führung (8.). Dennoch führte Erfurt zur Pause. Auch, weil Rumpel schon wieder beim Abschluss sündigte und dann auch noch zum Pechvogel wurde. Beim 1:1 (12.) bugsierte er im Liegen unfreiwillig den eigentlich harmlos vors Tor rutschenden Puck ins eigene Tor. Gutgeschrieben wurde der Treffer Michel Maaßen. Und gerade erst hatte Rumpel wieder einen Hochkaräter verschusselt, da klingelte es. Felix Schümann traf nur eine Minute nach dem Ausgleich zur doch etwas überraschenden Führung (13.). Der emsige Stürmer hatte am schnellsten geschaltet.
Dennoch war das noch kein Weckruf für die Erfurter, die sich immer wieder von den Gästen Gift in kleinen Dosen servieren lassen mussten. Und so wunderten sich unter den 402 Zuschauern nur wenige, dass der Ausgleich in der 29. Minute fiel. Torschütze? Genau, Jakub Rumpel. Und hätte Can Matthäs nur eine Minute später die Nerven behalten, wer weiß, welche Richtung das Spiel genommen hätte. Ein Tor aus der Rubrik Kurioses brachte Erfurt wieder in Führung: Oliver Kämmerer drosch im Unterzahlspiel den Puck weit nach vorn. Im selben Moment kam Florian Brink von der Strafbank, erlief sich die Scheibe, verhinderte so, dass Icing gepfiffen wurde und servierte dem heranstürmenden Schümann die Scheibe maßgerecht auf die Kelle zur 3:2-Führung (38.) Sehr sehenswert.
Drittel drei brachte schließlich das Erfurter Spiel endlich richtig in Wallung, aber erst sehr spät die Entscheidung. Warum? Weil, klar, wieder Rumpel im Überzahlspiel zugeschlagen und zum 3:3 ausgeglichen hatte (52.) Von da an hieß es auf beiden Seiten Kampf mit offenem Visier. Und da ballerte im wilden Hin und Her Robin Sochan von links mit Schmackes den Puck ins Berliner Tor (59.) und alles war wieder gut. Kurz danach aber fast doch noch die Krönung der „Rumpel-Show“, aber der Schuss des Stürmers verfehlte diesmal das Tor knapp. Riesenerleichterung auf Erfurt Seite, ungeschoren davon gekommen zu sein. Enttäuschung bei den Gästen, dass man die Hausherren nicht „überrumpeln“ konnte.
Der offizielle Saisonstart der Oberliga Nord erfolgt am Freitag. Die Black Dragons gehen dann um 20 Uhr als Spitzenreiter ins Spiel gegen Timmendorf.
Thüringer Allgemeine